Die Evangeliums Posaune hat nicht nur persönliches Glaubenswachstum gestärkt. Sie war ein wichtiges Instrument zur Verbreitung der Glaubensinhalte und Lehrüberzeugungen der beginnenden Bewegung. Bald versandte man dieses Magazin aus den USA und später auch aus Deutschland in verschiedene Länder der Welt.
Schon sehr früh in der Geschichte der Gemeinde Gottes bekam ein junger Christ in Indien (Calcutta, West Bengalen) das Exemplar der amerikanischen Evangeliumsposaune in die Hände: A.D. Khan, der als früherer Muslim am 3. Dezember 1893 zu Christus gefunden hatte.
Dieser begabte Mann war in die indische Metropole gekommen, um ein Studium zu beginnen. Hier begann aber noch etwas ganz anderes für ihn und für Indien! Zunächst fühlte er sich als Christ sehr einsam und entdeckte, dass auch das Christentum in dieser großen Stadt in verschiedenste Denominationen und Konfessionen aufgesplittert war. Er begann sich zu fragen, warum es alle diese Differenzen gibt und die Gemeinde als der eine Leib Christi dennoch so getrennt erscheint. Er fragte sich, was Jesus als Herr aller Gläubigen zu den unterschiedlichen Kirchen und Gruppierungen sagen würde.
Khan begann daraufhin, intensiv das Neue Testament zu studieren, und kam dabei unter anderem zu den folgenden Einsichten:
- Gott hat und will nur eine Gemeinde.
- Diese Gemeinde ist auch nach seinem Namen genannt.
- Christus ist allein das Haupt des Leibes und somit Herr der Gemeinde.
- Einheit ist ein neutestamentliches Wesensmerkmal der Gemeinde.
- Liebe muss in der Gemeinde eine Kraft sein, die alle miteinander verbindet.
- Alle Glieder der Gemeinde sind zur Heiligkeit, also einem Lebensstil, der Gott ehrt und gefällt, berufen.
Gemeinde Gottes Indien wird nicht von Missionaren aus dem Westen gestartet
Bald fand er in M. Moses einen anderen Christen, der ganz ähnliche Einsichten gewonnen hatte. Später kam auch noch R.N. Mondal hinzu. Dieses Team wirkte gemeinsam stark im Geiste des reformatorischen Anliegens der jungen Bewegung der Gemeinde Gottes. So begannen sie, ganz furchtlos ihren Glauben zu bekennen und die erkannten Schriftwahrheiten zu verbreiten. Dies war der Beginn der Gemeinde Gottes in Indien im Jahr 1889.
Die Missionsarbeit der Gemeinde Gottes wurde nicht durch Missionare aus dem Westen gestartet, sondern direkt von Einheimischen mit einer großen Hingabe zum Herrn und tiefen Überzeugungen aus seinem Wort. Das es Einheimische waren, war, für damalige Verhältnisse zumindest, neu und ungewöhnlich.
A.D. Khan blieb Leiter und Planer dieser Arbeit. Später kam das Team in Kontakt mit anderen christlichen Gruppen und Bewegungen, die ebenfalls auf der Basis der grundlegenden Wahrheiten zum gleichen Gemeindeverständnis gefunden hatten. Das Trio wurde dadurch sehr ermutigt und bestätigt, den begonnenen Weg konsequent weiterzugehen.
Man nutzte alle damaligen Möglichkeiten der Evangeliumsverbreitung durch Verkündigung, Belehrung und Literatur. Bald gab es auch größere Zusammenkünfte und Konferenzen, von denen ein großer Einfluss in das Land ausging. Überall in den verschiedenen Regionen und Staaten Indiens bildeten sich Gemeinden. Schwerpunkte waren in Bogra, Orissa, Kerala, Meghalaya so wie Maharastra. In dieser Anfangsphase kam man auch schon bis nach Sikkim, das damals noch ein eigenständiges Land war.
Durch M. Moses aus dem Dreierteam kam das Evangelium schließlich auch ins Himalajagebiet zu den buddhistischen Tibetern.
Im November 1922 starb A.D. Khan. Er hinterließ ein großes Erbe mit einem wunderbaren Lebenszeugnis für die Entwicklung der Gemeinde Gottes in diesem Teil der Welt. Erst ab 1941 kamen verschiedene Missionare der Gemeinde Gottes aus den Staaten und arbeiteten mit unterschiedlichem Erfolg.
Bis heute arbeitet und wächst das Werk in Indien weiter. Am Anfang der mittlerweile zahlreichen Früchte, die Gott in der indischen Gemeindearbeit geschenkt hat, stand wie immer Gott selbst, der Menschen durch sein Wort berief. Aber ein wichtiges Werkzeug war dabei eine Zeitschrift. Nur ein Blatt – aber in Gottes Hand mit seiner Reichweite und Wirkung eben doch viel mehr als nur das!
Dieser Artikel von Eckhard Bewernik und Petra Piater stammt aus der Jubiläumsausgabe zum 90. Geburtstag der Perspektiven 08-09 2012. Eckhard Bewernik war viele Jahre Teil des Herausgeber- und Redaktionsteams unserer Zeitschrift und ist mittlerweile verstorben.