Anfänge der Bewegung der Gemeinde Gottes und der Zeitschrift »Perspektiven« (Nachfolger der »Evangeliums Posaune«)
Um das Jahr 1880 trafen in den USA vom Geist Gottes stark motivierte und von Gottes Liebe erfüllte Persönlichkeiten zusammen. Alle waren über die damals vorherrschende Distanzierung der Kirchen und Konfessionen voneinander zutiefst unglücklich und besorgt. Als tiefgläubige Bibellehrer und Verkündiger des Evangeliums tauschten sie ihre Überzeugungen aus.
Im Gebet suchten sie Antworten von Gott. Sie teilten die gemeinsame biblische Überzeugung, dass Jesus seine Gemeinde in dem Sinn bauen will, dass er der Hirte und die Gemeinde der Gläubigen seine Herde sei, die seinem Wesen und seiner Stimme folgen soll (Johannes 10). Jesu Gebet um Einheit bewegte sie sehr (Johannes 17). Leitende Kapazität der Pioniere der Anfangszeit war D. S. Warner (1842-1895).
Er plädierte sehr stark für das urchristliche Gemeindeverständnis. Sein Argument: Die Apostel predigten Buße, Bekehrung, Wiedergeburt und Menschen haben in Scharen Jesus Christus als Erlöser von Schuld und Sünde im Glauben erfahren. »Der Herr tat hinzu zur Gemeinde täglich, die gerettet wurden« (Apostelgeschichte 2,47).
Kinder Gottes – Gemeinde Gottes
Beide Bezeichnungen werden im NT häufig verwendet. Die Pioniere der Bewegung betonten: Nicht Menschen, sondern der Herr fügte die gläubig Gewordenen in die Urgemeinde ein. Sie wurden nicht Mitglieder im Sinne eines Vereins, sondern wie organische Glieder in den geistlichen Leib Christi eingefügt. So bezeichnete auch der Apostel Paulus die Gläubigen der Gemeinden: »So sind wir viele ein Leib in Christus« (Römer 12,4-5).
Von daher waren die Pioniere von dem brennenden Anliegen beseelt: Zurück zur Bibel! Ihre Verkündigung konzentrierten sie auf das Heil der Seele und immer wieder auch auf Gottes Herrlichkeit im Wirken der Gemeinde. Das vom Geist Gottes entfachte Feuer der Liebe Gottes in den Herzen der Gemeinden sorgte meistens für große Freude und Begeisterung in den Gottesdiensten, zu Hause und auf Konferenzen. Die freudige und begeisterte Gemeindeentwicklung hielt viele Jahrzehnte an, sowohl in den USA als auch in Europa und eben auch in Deutschland. Leitender Bibellehrer und Theologe August Borbe (1886-1941) schrieb in seiner verfassten Festschrift »30 Jahre Gemeinde Gottes Essen 1907-1937« über einen der Pionierprediger: »Bruder Vielguth war so voll Feuer des Heiligen Geistes, dass die Schwerkraft der Erde nicht imstande war, ihn auf den Füßen zu halten. Die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Raum«. Borbe schreibt, dass die Verkündigung in apostolischer Art geschah.
Christliches Einheitsstreben überkonfessionell
Viele ernste Christen in Kirchen und Gemeinden haben die Not der getrennten Christenheit wiederholt schmerzlich empfunden. Leitende Persönlichkeiten planten und arbeiteten an unterschiedlichen Einheitskonzepten: Evangelische Allianz (seit 1846 in London), Ökumenischer Rat der Kirchen (seit 1948 in Amsterdam), Arbeitskreis Christlicher Kirchen (seit 1948 in Kassel) und andere. Es ist erfreulich, begrüßenswert und wirklich besser, Gemeinsames zu sehen und zu fördern und das schmerzlich Trennende zu ertragen, als einander pauschal abzulehnen. Dabei ist sicher den meisten klar, Einheit der Konfessionen wird es wohl nie geben, aber Einheit aller wiedergeborener Christen gibt es immer in Jesus Christus. Das Einssein in Christus müssen nicht Menschen planen und organisieren, das muss mit geistlichen Augen gesehen, akzeptiert und praktiziert werden.
Bibel und christliche Literatur
Die Pioniere der GG haben die ganze Bibel als Wort Gottes gelehrt und begeistert gepredigt. Pastor D.S. Warner (USA) sah sofort die dringliche Notwendigkeit der Herausgabe einer Zeitschrift, in der vor allem die biblischen Grundwahrheiten gelehrt und bezeugt würden.
Leser sollten darin motiviert werden, das eigene Glaubensleben in treuer Nachfolge Jesu zu führen und überall Menschen im Alltag evangelistisch zu erreichen. Die geplante Gemeindezeitschrift wurde von D.S. Warner 1885 gestartet. Sie erschien wöchentlich und erhielt den Titel »Gospel Trumpet« (Evangeliums Posaune). Da es in den USA viele eingewanderte Deutsche gab, die zur Gemeinde kamen, sahen die Verantwortlichen die Notwendigkeit, die Evangeliums Posaune auch in deutscher Sprache zu drucken. Damit war die Möglichkeit gegeben, die EP auch nach Deutschland zu schicken und sie missionarisch einzusetzen. Die EP gelangte dann auch in mehrere Länder Europas zu Deutschen in Russland, Polen, Ukraine-Wolhynien, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Lettland und der Schweiz. Die EP hat die vielen jungen Gemeinden im In- und Ausland miteinander wirklich verbunden, die Herzen geistlich gefördert, geprägt und vereint. Somit leistete die EP bis hin nach Südamerika vorzügliche Dienste zur Ausbreitung der Gemeindebewegung in vielen Teilen der Welt. Die Zeitschrift »Gospel Trumpet« gelangte parallel weltweit zu Englisch sprechenden Lesern.
Evangeliums Posaune in Deutschland
Da sich in Deutschland die Gemeinde Gottes enorm entwickelt hatte und in Essen bereits ein Missionsheim eingerichtet war, sahen die verantwortlichen Persönlichkeiten der Gemeinde Gottes die Notwendigkeit, die EP in unserem Land zu drucken und zu veröffentlichen. Die erste Ausgabe wurde im Februar 1922 gedruckt. Pastor Richard D. Meyer (1873-1924) aus den USA war ihr Redakteur. Als Meyer 1924 in die USA zurückkehrte, wurde Pastor Walter Waurich (1897-1955) als Nachfolger für die Redaktion eingesetzt. Die politische Situation erforderte es, dass das Missionsheim mit dem Verlag von Essen nach Kassel verlegt werden musste (1923), als die Franzosen das Ruhrgebiet besetzt hatten.
Der Zweite Weltkrieg hatte fast die gesamte Gemeindearbeit in Deutschland und Europa zerstört. Auch die redaktionelle Arbeit wurde dadurch unterbrochen. Als Pastor Gerhard Klabunde (1909-1967) aus dem Kriegsgeschehen und der jugoslawischen Gefangenschaft nach Essen zurückkehrte, suchte er in der von Bomben zertrümmerten Stadt die überlebenden Gemeindeglieder auf, um mit ihnen Gottesdienste neu zu beginnen. Die Gemeinde erwarb ein Trümmergrundstück an der Kruppstraße. Gemeindeglieder reinigten alte Ziegelsteine vom Mörtel. In Eigenleistung bauten sie das neue Gemeindehaus auf. Ostern 1949 konnte die Einweihung gefeiert werden. Die Gemeinde erlebte große Segnungen. Durch vielfältige Aktivitäten wurden viele Menschen zu Christus geführt.
Im Untergeschoss des erstellten Gebäudes wurde mit finanzieller Hilfe des Werkes der Gemeinde Gottes von Anderson, Ind., USA, 1952 eine eigene Druckerei und der Verlag Wickenburg eröffnet. Dr. Charles E. Brown von Anderson hielt die Einweihungsrede dazu. Ein erstes Plakat mit den Worten »Habt Glauben an Gott!« spuckte die erste Druckmaschine aus, als Dr. Brown den Knopf zum Start drückte. Gerhard Klabunde hatte als Pastor der Gemeinde nebenbei den Meister-Abschluss als Drucker erworben. Er wurde nach Pastor Walter Waurich der Redakteur für die neue Herausgabe der zweimal monatlich erscheinenden Evangeliums Posaune und anderer Verteilhefte. Mehrere Pastoren wirkten in der Redaktion durch Beiträge konstruktiv mit. Die Gemeinde Essen und die Druckerei erhielten von der Stadt Essen ein neues Grundstück in der Adelkampstraße, auf dem sie neue Gebäude erstellen konnten, da die Kruppstraße als Schnellstraße erweitert werden musste. Das neue Druckerei- und Verlagsgebäude wurde 1953 eingeweiht und bezogen.
1974 ging Gerhard Klabunde in den Ruhestand. Es fand sich keine geeignete Person, um die Druckerei mit dem Verlag weiterzuführen. So kam es zum Beschluss, die Druckerei zu verkaufen. Pastor Ernst Kersten (1905-1977) war als Rentner von den USA nach Fritzlar zurückgekehrt. Er fühlte sich noch rüstig genug, um 1974 die redaktionelle Arbeit für die EP zu übernehmen. Er ordnete an, dass der Verlag nach Fritzlar ins Bibelschulhaus gebracht wurde. Zwei Jahre darauf erkrankte Ernst Kersten und übertrug 1976 die Redaktion samt Verlag Pastor Willi Krenz. Es war eine schwerwiegende, zusätzliche Arbeit, neben dem Pastorendienst zweier Gemeinden, Fritzlar und Gudensberg, die monatlich 24-seitige EP herauszugeben.
Nach 10 Jahren folgte Willi Krenz dem Ruf der Gemeinde Gottes Flörsheim, um die vakante Pastorenstelle dort 1987 zu übernehmen. Ein bereits mitarbeitendes Redaktionsteam gab in den folgenden Jahren die EP heraus. Die Hauptarbeit lag in dieser Zeit auf den Schultern von Harald Niemzik.
Ab 1991 übernahm ein neues Redaktionsteam die Arbeit an der Zeitschrift. Unter der Leitung von Klaus Kröger erstellte Siegfried Froese das Layout am eigenen Computer, während Andreas Bürgin für die Texte verantwortlich war. Dieser übernahm ab 1998 die Redaktionsleitung und wurde hierin seit 2009 intensiv von Petra Piater als stellvertretende Leiterin unterstützt, die bereits seit 1992 zum Redaktionsteam gehört [und seit 2016 nun die Redaktion leitet].
Von der Evangeliums Posaune zu den Perspektiven
Vor einigen Jahren wünschte die jüngere Pastorengeneration, der EP einen neuen Titel zu geben. In einer Pastorenversammlung in Bad Blankenburg am 19.04.1993 stimmte die Mehrheit der 42 Anwesenden für den Titel »Perspektiven«. Als Untertitel wurden »Christsein und Gemeinde heute« vorgeschlagen und bestätigt.
Ich wünsche dem heutigen Herausgeberkomitee und den leitenden Redakteuren weiter Weisheit in der Verantwortung, mit unserer Zeitschrift nebst Informationen immer auch biblische Heilswahrheiten zu veröffentlichen.
Übrigens: Das Deutsche Verlagswerk der Gemeinde Gottes in York, Nebraska, USA, veröffentlicht die Evangeliums Posaune weiter in deutscher Sprache, 2012 im 118. Jahrgang.
Dieser Artikel erschien in der Jubiläumsausgabe zum 90. Geburtstag der Zeitschrift, 08-09 2012 und wurde leicht aktualisiert. Der Autor Willi Krenz war langjähriger Redakteur der Zeitschrift und ist mittlerweile verstorben.