Ziel und Auftrag unserer Gemeindezeitschrift
Was will das neue Blatt? – Unter diesem Titel stellte sich die Evangeliums-Posaune mit ihrer ersten Ausgabe im Februar 1922 ihren Lesern vor. Nachdem zunächst eine für Deutsch-Amerikaner erstellte Evangeliums-Posaune aus den USA importiert worden war, war es nun an der Zeit, für die stark wachsende Gemeindebewegung in Deutschland eine eigene Zeitschrift herauszugeben. Wie groß der geistliche Hunger in diesen Jahren war, zeigt sich daran, dass unsere Druckerei Traktate in Auflagen von jeweils 10.000 Exemplaren druckte. Liederbücher und andere Bücher wurden in 5.000er Auflage erstellt. Aus Polen wird berichtet, dass ein Mann zwei Pferde hergab, um eine Bibel zu bekommen, und das in einer Zeit, in der Papiergeld nichts wert war. Die neue Evangeliums-Posaune startete mit einer Auflage von 4.000 Stück und wurde in Deutschland, Polen und der Schweiz gelesen. Einige Exemplare gingen auch in die USA. Sie erschien alle zwei Wochen mit 16 eng bedruckten Seiten.
Das »neue Blatt« wollte den Leser persönlich und seelsorgerlich ansprechen. Hierzu gab es neben geistlichen Artikeln auch Biografien, Erzählungen und Zeugnisse sowie die Rubrik »Für Haus und Herd« und sogar Gesundheitstipps. Ein besonderes Anliegen war, keine Trennung oder Spaltung herbeizuführen »oder andere in ihrer Arbeit für den Herrn zu hindern«. Vielmehr sollte die Evangeliums-Posaune dazu dienen, »die wahre Einheit aller Kinder Gottes zu Stande zu bringen.« Dabei sollte ihre Wirksamkeit »nicht einem kleinen religiösen Kreise dienen, sondern das Wohl der Reichsgottessache in allen Richtungen und allen Ländern fördern.«
Die Verantwortlichen waren in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Situation mit großem Engagement bei der Sache. Es ist bewundernswert, wie sie die Bedürfnisse der Zeit erkannt und die Möglichkeiten der Zeit genutzt haben. Bemerkenswert ist auch, dass sich bereits in der zweiten Ausgabe ein Spendenaufruf für notleidende Glaubensgeschwister in Russland findet. Auch in der Korrespondenz dieser Jahre taucht immer wieder das Thema der Hilfszahlungen auf. Die Evangeliums-Posaune wurde zu einem wichtigen Kommunikationsmittel und Verbindungsglied der Gemeinden.
Während des Krieges war die Zeitschrift verboten. Jedoch erschien sie ab Februar 1947 bereits wieder als achtseitiger Rundbrief. Nach dem Krieg half sie dabei, Versammlungsplätze bekannt zu machen und sich wieder zu finden.
Was will das 90 Jahre alte Blatt heute?
Vieles hat sich geändert, anderes ist gleich geblieben, Gewichte haben sich verschoben. Mehr als zuvor wollen wir heute die Verbindung zwischen den Gemeinden stärken. Ein deutliches Signal in diese Richtung haben wir vor 10 Jahren gesetzt, als wir uns vom Abo-System verabschiedet haben. Seither heißt es »Perspektiven für alle« und wir senden unsere Zeitschrift in alle Gemeindehaushalte. Dieses Wagnis wurde von unseren Lesern honoriert und wir konnten die Druck- und Versandkosten immer aus den Spendeneingängen decken. Für die Personalkosten sind wir allerdings weiterhin auf Zuschüsse des Bundes angewiesen.
Wir sind dankbar, unsere Zeitschrift als eines der Bindeglieder unseres Gemeindebundes zu haben. Der Referent eines Seminars für Redakteure von Gemeindezeitschriften sagte: »Ihr seid das Lagerfeuer eures Bundes«. Wir fanden dieses Bild hilfreich und sind seither noch stärker bemüht, über Verbindendes zu berichten und Personen aus unseren Gemeinden zu Wort kommen zu lassen.
Was die thematischen Inhalte angeht, sind wir heute in einer völlig anderen Situation als unsere Kollegen vor 90 Jahren. Der Bücher und Zeitschriftenmarkt ist so stark gewachsen, dass er schon unübersichtlich geworden ist. Fast jeder findet für seine Situation und Lebensfragen eine spezielle Zeitschrift. Zu jedem Thema gibt es ausgezeichnete Bücher und das Internet macht uns eine unvorstellbar große Menge an Informationen zugänglich. So picken wir uns die Themen heraus, die uns für unsere Gemeinden zurzeit wichtig zu sein scheinen. Neben der Vertiefung bekannter Glaubensinhalte wollen wir auch zur Weiterentwicklung anregen. Hierzu bringen wir Artikel, die dazu herausfordern sollen, altvertraute Wahrheiten zu überdenken und auch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Eine der größten strukturellen Herausforderungen, vor denen der gesamte Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt heute steht, ist das Internet. Aktuelle Nachrichten und thematische Informationen sind sofort von überall her abrufbar – und das weitgehend kostenlos. Tausende von Redakteuren sind arbeitslos geworden, viele Tageszeitungen wurden eingestampft oder ausgedünnt. Wie sollen wir uns verhalten?
Wie die Redakteure und Leiter der Anfangsjahre, wollen auch wir die Chancen der Zeit nutzen. Doch es soll unsere Zeitschrift weiterhin in gedruckter Form geben.